Geschäftsführer Dr. Wlfgang Drave
10 Jahre Johann Wilhelm Klein-Akademie, 10 Jahre Fort- und Weiterbildung
Die Notwendigkeit des „lebenslangen Lernens“ ist im Sozialbereich ebenso erkannt worden wie in der Wirtschaft auch. Seit langem ist dies eine unwidersprochene Erkenntnis, die insbesondere für die „Lehrenden“ im Bildungsbereich eine Selbstverständlichkeit sein sollte und vielfach auch geworden ist. Es kann sicherlich nicht bestritten werden, dass Pädagogen in Deutschland nicht gerade zu den Innovationsträgern gehören, die neue Erkenntnisse aus der Pädagogik / Psychologie / Neurowissenschaften / Medizin in die Schulen transferieren.
Die Bereitschaft, Neues zu entdecken und in die Arbeit zu integrieren, ist nicht so groß ist wie es in anderen Berufsgruppen als selbstverständlich erscheint?
Die Gründe sind – wie immer – vielfältig: Der Arbeitgeber ist ein träger Moloch, der im gleichen System gefangen ist, der die notwendigen Mittel nur selten unmittelbar und in der notwendigen Höhe für die Fortbildungen zur Verfügung gestellt bekommt und dessen Mitarbeiter nicht durch Innovationsfreude aufgefallen sind. Die Arbeitszeitstruktur ist nicht eben hilfreich, fortbildungswillige KollegInnen zur unterstützen („Unterricht geht vor!“) und die Gelegenheiten, neue Erkenntnisse in die alltägliche Arbeit umzusetzen, sind ebenfalls eingeschränkt.
Doch in der Heilpädagogik, insbesondere im neuen Arbeitsbereich „Inklusion / Integration“ ist die Fort- und Weiterbildung ein unmittelbarer Teil der sogenannten Betreuungsarbeit in den Mobilen Sonderpädagogischen Diensten Förderschwerpunkt Sehen. Und so ist es sicherlich auch in allen anderen inklusiven Systemen.
In diesem Sinne wurde Fortbildung im Verband für Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (VBS) immer als eine Kernaufgabe des Verbandes angesehen, der VBS bietet Fortbildungen in Form von kurzzeitigen Angeboten an, nicht jedoch intensive und langfristige Weiterbildungsreihen.
Diese Erkenntnisse veranlasste vor zehn Jahren (Juni 2006) acht/später zehn große private heilpädagogische Einrichtungen in Süd- und Ostdeutschland (Blindeninstitutsstiftung Würzburg, BBS Nürnberg, SBZ Unterschleißheim, SWW München, Nikolauspflege Stuttgart und VBS, SFZ Chemnitz, BWS Spremberg, Blista Marburg, in Österreich (Odilien-Institut Graz) und der Schweiz (Sonnenberg Baar seit 2009) zur Gründung einer Fortbildungsakademie (Johann Wilhelm Klein-Akademie GmbH, www.jwk-akademie.de) mit Sitz in Würzburg, benannt nach dem Gründer der ersten deutschsprachigen Blindenschule und Pionier der Blindenpädagogik.  Heute wird die Akademie von 10 Sehbehinderten- und Blindeninstitutionen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz getragen. Geschäftsführer war und ist Dr. Wolfgang Drave, schon zuvor Gründer des Vorgängervereins „bentheim bildung“ und „gelernter“ Blindenpädagoge.
 
Die Bildungsangebote
„Die Johann Wilhelm Klein-Akademie GmbH hat zum Ziel die Förderung, Vorbereitung und Durchführung von Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen aller Art vor allem im pädagogischen, psychologischen, medizinischen, sozialen und sozialpolitischen Bereich. In den letzten Jahren hat sich die Fortbildung von Lehrkräften aller Schularten zu einem Schwerpunkt der Johann Wilhelm Klein-Akademie GmbH herausgebildet. Mehrere große Weiterbildungsmaßnahmen stehen dabei im Mittelpunkt.“ (Satzung der Akademie).
Zu den großen Weiterbildungsmaßnahmen gehört die zweijährige Ausbildung zum Dyslexietherapeuten® / Dsykalkulietherapeut nach BVL (Bundesverband Legasthenie und Dyskalkulie), die aus zwei theoretischen und einem praktischen Teil besteht. Beide Weiterbildungen werden von Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus dem gesamten Bundesgebiet sowie aus der Schweiz und aus Österreich besucht.
Der quantitative und qualitative Schwerpunkt der Fortbildungsangebote liegt mehr und mehr auf dem heilpädagogischen Gebiet der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik – die Gesellschafter der Akademie sind ausschließlich Blindenbildungseinrichtungen.
So ist die bisher in der klassischen akademischen Ausbildung weniger beachtete Thematik der Pädagogik bei Menschen mit Sehschädigung und weiteren Behinderung („Mehrfachbehinderung“) ein Fortbildungsangebot (einjährig) nicht nur für Lehrerinnen und Lehrer, sondern für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den begleitenden Diensten, in Wohnheimen, Werkstätten und Förderstätten, in Berufsbildungs- und förderungswerken. Diese Fortbildung wird von der Johann Wilhelm Klein-Akademie in ähnlicher Weise auch in Graz/Österreich angeboten.
Die Pädagogik bei Menschen mit Taubblindheit/Hörsehbehinderung wird in einer weiteren großen mehrjährigen Fortbildung den Kolleginnen und Kollegen  nun schon zum dritten Mal angeboten, die bisher keine solche umfangreiche Weiterbildung besuchen konnten (eine universitäre Ausbildung wird in Deutschland dazu nicht angeboten). Auch hier, wie in weiteren Fortbildungsangeboten (z.B. klassische Blindenpädagogik), wird dieses Kolleginnen und Kollegen aus allen pädagogischen Bereichen offeriert und von diesen genutzt.
Die Besonderheiten inklusiver Arbeit mit Schülerinnen und Schülern mit Sehbehinderung oder Blindheit werden enger als bisher mit den interessierten Kolleginnen und Kollegen in einer zweijährigen Fortbildungsreihe in Kooperation mit der PH Heidelberg „erarbeitet“ bzw. der Kenntnisstand von Experten an die Fortbildungswilligen weiter gegeben.
Ein umfangreiches Frühfördercurriculum (Frühförderung sehbehinderter und blinder Kinder) gewährleistet eine intensive und fachlich hochwertige Weiterbildung (3jährig).
Die Grundzüge einer allgemeinen Blindenpädagogik werden in Inhouse-Veranstaltungen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern angeboten, die keine Möglichkeit eines Hochschulstudiums in dieser Fachrichtung haben (z.Zt. Chemnitz).
Eine Etablierung des Weiterbildungsangebotes „Medizin für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung“ ist durch den Wunsch einiger engagierter Ärzte entstanden, die sich in der Bundesarbeitsgemeinschaft „Ärzte für Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung“ zusammengeschlossen haben. Die Johann Wilhelm Klein-Akademie bietet dazu eine Fortbildung für Ärzte an, die die genannte Thematik der Arbeit mit Menschen mit geistiger und mehrfacher Behinderung dort aufarbeitet. Die 3-teilige Fortbildungsmaßnahme findet  inzwischen jährlich erfolgreich statt.
Das Thema „Sehen im Alter“ wird von der Johann Wilhelm Klein-Akademie in Form einer zweiteiligen (5tägigen) Fortbildung für Pflegekräfte aufbereitet und vermittelt.
 
Die Edition Bentheim
Ein Geschäftsteil der Johann Wilhelm Klein-Akademie ist die edition bentheim, ein kleiner Fachbuchverlag, welcher Veröffentlichungen zur Heilpädagogik, insbesondere zur Blinden- und Sehbehindertenpädagogik ermöglicht und herausgibt. Schweizer Dependance der edition bentheim ist das heilpädagogische Schul- und Beratungszentrum SONNENBERG in Baar (Vertrieb der Veröffentlichungen der edition bentheim für die Schweiz), in Österreich übernimmt dankenswerterweise das Odilieninstitut in Graz diese Aufgabe.
Die Themen der edition bentheim sind meist eng mit den Fortbildungsinhalten der Johann Wilhelm Klein-Akademie verbunden. So sind in den letzten Jahren die Angebote „Mehrfachbehinderung“ und „CVI“ Schwerpunkte der Neuerscheinungen gewesen, auch wenn andere Themen (Frühförderung, Taubblindheit, O+M, Geschichte) nicht vernachlässigt werden.
Die Perspektiven für die Johann Wilhelm Klein-Akademie bestehen sicherlich in dem thematischen Ausbau des Angebots in verschiedenen Spezialbereichen der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik (z.B. Low Vision, Taubblindenpädagogik, Erwachsenenarbeit etc.). Dass die Johann Wilhelm Klein-Akademie ihren Platz im Orchester der traditionellen Blindenpädagogik gefunden hat, ist wohl unbestritten. Schauen wir in 10 Jahren, welche Bedeutung sie haben wird. Wir wünschen ihr jedenfalls alles Gute!

Die Johann Wilhelm Klein-AkademieEine Akademie, die Wissen schaf(f)t.

Im Juli 2006 wurde in Würzburg die Johann Wilhelm Klein-Akademie GmbH (gemeinnützig) gegründet, die die Fortbildungen der bisherigen Bentheim-Akademie übernahm bzw. weiter führte und ausbaute. Foto rechts (v.l.n.r.) Karsten Hohler (Chemnitz), Claus Duncker (Marburg), Olaf Taubeneck (Spremberg, nicht mehr Geschäftsführer, nunmehr seit 2016 Hartmut Höhna), Dr. Marco Bambach (Würzburg), Hildegard Mayr (Unterschleißheim), Dr. Wolfgang Drave (JWK-A), Michael Lohner (München), Thomas Dietziker (Baar), Peter Haberer (Graz), Dieter Feser (Stuttgart), Patrick Temmesfeld (Nürnberg)

Die Bildungsangebote
Die  Johann Wilhelm Klein-Akademie GmbH hat zum Ziel die Förderung, Vorbereitung und Durchführung von Aus-, Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen aller Art vor allem im pädagogischen, psychologischen, medizinischen, sozialen und sozialpolitischen Bereich.
In den letzten Jahren hat sich die Fortbildung von Lehrkräften aller Schularten zu einem Schwerpunkt der Johann Wilhelm Klein-Akademie GmbH herausgebildet. Mehrere große Weiterbildungsmaßnahmen stehen dabei im Mittelpunkt:

Die Johann Wilhelm Klein-AkademieEine Akademie, die Wissen schaf(f)t.

Johann Wilhelm Klein 
wird am 11. April 1765 in Alerheim bei Nördlingen geboren. Sein Vater Philipp steht als angesehener Oberamtspfleger und Kammerrat im Dienst der Fürsten von Oettingen-Wallerstein. Seine Mutter stirbt früh. Klein hatte einen jüngeren Bruder, Jakob, und eine Schwester, Magdalena.
Er absolviert in Stuttgart das Gymnasium und bis 1788 im Studium der Rechtswissenschaften die "hohe Karlsschule", eine vom Geist der Aufklärung und vom Elitedenken beseelte Einrichtung, die sicherlich Spuren in Kleins Denken und Handeln hinterlässt.
1793 übernimmt der Jurist das Sekretariat in Alerheim, ein Jahr später wird Klein fürstlicher Amtspfleger in Harburg. Wenig später wird er Oberamtspfleger. Seit 1792 sind die Koalitionskriege Österreich/Preußen gegen Frankreich im Gange. Als Oberamtspfleger muss Klein Maßnahmen setzen, die seinem philanthropischen Wesen widersprechen. Das mag seine, für Familie und Freunde unerwartete, Aufgabe des Berufes 1798 erklären.
Klein reist nach Wien in der Hoffnung, in den Nachwirkungen der Aufklärungsbemühungen Josefs II. mehr bürgerliche Freiheiten finden zu können. Einige Empfehlungsschreiben ermöglichen ihm Anstellungen als Privatsekretär und Hauslehrer und damit das physische Überleben. 1803 wird er in Wien zum "kaiserlich-königlichen Armen-Bezirks-Director", wir sagen heute dazu "Sozialarbeiter" oder "Streetworker", ernannt. Es bedurfte eines großen Idealismus, diesen Posten anzunehmen, denn es war keine Besoldung vorgesehen. Klein lernt den von Franz de Paula Gaheis 1802 veröffentlichten "Kurzen Entwurf zur Errichtung eines Blindeninstitutes" kennen und wagt den Schritt in die Praxis. Ermutigt haben ihn dazu die Schriften der Aufklärung und das Wissen um erfolgreiche blinde Persönlichkeiten wie Maria Theresia von Paradis. Seine spätere Frau Henriette Therese Geiger erzählt ihm über ihren vertrauten Umgang mit ihrer blinden Großmutter. Weiters spielen Ermutigungen durch den Grafen Wallis eine Rolle. Dieser hatte sich über das Wirken Valentin Haüys in Paris erkundigt. 
(mit freundlicher Genehmigung des SPZ Odilieninstitut Graz (CD genAUGENommen 10/2004)

Die Johann-Wilhelm-Klein-AkademieEine Akademie, die Wissen schaf(f)t.

Die Gesellschafter der Johann Wilhelm Klein-Akademie (Stand januar 2016) sind: Auf dem Foto die Gesellschaftsvertreter bei der Gründung der Johann Wilhelm Klein-Akademie im Juli 2006 in Würzburg (v.l.n.r. Ing. Franz Meister, Odilieninstitut Graz/Österreich, Olaf Bookhold und Wolfgang Jahn, BWS Behindertenwerk Spremberg, Elisabeth Setzer, SBZ Unterschleißheim, Dr. Wolfgang Drave, Geschäftsführer, Professor Agnes Nimmrichter, Odilien-Institut Graz/Österreich, Dieter Feser, Nikolauspflege Stuttgart, Michael Lohner, Bayerische Wohn- und Werkstätten GmbH, Rüdiger Roger und Johannes Spielmann, Blindeninstitutsstiftung Würzburg, Michael Hohlmeier, SBZ Unterschleißheim.)

Die Johann Wilhelm Klein-AkademieEine Akademie, die Wissen schaf(f)t.

Der Verlag "edition bentheim"
Ein weiterer Geschäftszweig ist die edition bentheim, Verlag für Sonderpädagogik, die vor allem Veröffentlichungen aus der Sonder- und Heilpädagogik, insbesondere der Blinden- und Sehbehindertenpädagogik herausgibt.

Der GeschäftsführerDr. Wolfgang Drave

Dr. Wolfgang Drave war 40 Jahre lang als Blinden- und Sehbehindertenpädagoge an der Blindeninstitutsstiftung in Würzburg tätig. Sein Arbeitsschwerpunkt war die Integration/Inklusion blinder und sehbehinderter Schüler in die allgemeine Schule sowie die Öffnung der Sonderschule auch für nichtbehinderte Kinder und Jugendliche. Er gründete als Folge eines Forschungsprojektes 1985 die edition bentheim - Fachverlag für Blinden- und sehbehindertenpädagogische Literatur sowie in weiterer Folge die Johann WIlhelm Klein-Akademie.

Sie erreichen ihn unter wolfgang.drave@jwk-akademie.de